So geht Erziehung

Es gibt noch Inseln der Ordnung im deutschen Leben. Immer seltener zwar, aber immerhin. Die folgende hatte ich als diesen Aufkleber auf einer Tonne für Plastikmüll entdeckt.

 

 

Wenn sich die Schüler in den Schulen nicht an vereinbarte Regeln halten, wird in Deutschland zuerst nach Gründen gesucht – gerne entwicklungspsychologische und/oder neurobiologische – warum sie das nicht können können. Da kommen schnell viele zusammen. Entweder haben sie

  • ADHS oder
  • Autismus oder sie befinden sich in der
  • Pubertät,
  • Vor- oder Nachpubertät oder sie haben Probleme mit ihrer
  • geschlechtlichen Identität als Junge oder Mädchen oder was zwischendrin.

Jedenfalls und das ist sicher, gibt es immer einen – guten – Grund, warum sie sich nicht an die vereinbarten und besprochenen Regeln halten können. Die deutsche Lösung besteht nun darin, nicht etwa nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, das Verhalten doch noch an die Regeln anzupassen, sondern den umgekehrten Weg zu gehen und die Regeln auf das Verhalten abzustimmen.

Ein befreundeter Lehrer erzählt mir gerade, dass bei den Abiturprüfungen im deutschen Aufsatz die Rechtschreibfehler nicht mehr angestrichen und bewertet werden. Das ist die typische BRD-Art aus dem Jahr 2024, schwerwiegende Fehler im Gesellschaftssystem anzugehen: Deutschland fällt in den internationalen Pisa-Studien beim Lesen und Schreiben immer weiter zurück. Die Lösung der etablierten Parteien in Deutschland besteht darin, diese Leistungen einfach nicht mehr zu messen. Ich vermute, dass im Englischen die Fehler weiter angestrichen und ausgewertet werden. Das ist ja auch im Gegensatz zu Deutsch eine wichtige Sprache. Schließlich müssen sich ja die Leute in den deutschen Betrieben, in denen Englisch die Arbeitssprache geworden ist, verständigen können.

Können wir unsere Umweltschutzprobleme so nicht auch einfach lösen? Wir messen die entsprechenden Werte einfach nicht mehr. So ließe sich auch das Problem des erhöhten Blutdrucks oder Blutzuckers lösen. Einfach nicht mehr messen und auswerten – bis zur endgültigen Lösung, die auf diese Weise schneller eintritt: eine Entlastung für alle!

Wie es gehen könnte, zeigen die Leipziger Entsorgungsunternehmen (siehe das Bild oben). Sie fragen nicht besorgt, für welchen der Hausbewohner die individuellen Entwicklungsstörungen zutreffen könnten, die ich bezüglich der Schüler oben in den fünf Punkten aufgeführt habe.  Sie ziehen einfach eine praktisch wirksame Konsequenz: So nicht! Dann wird die Tonne nicht entleert! Dann holt nach, was ihr versäumt habt oder beauftragt für nicht wenig Geld eine entsprechende Firma, dann klappt’s auch beim nächsten Mal!

Wollen wir wetten, dass die Hausbewohner jetzt besser aufeinander achten werden, denn sie wollen die Möglichkeit behalten, ihren Müll zu entsorgen.

Sicherlich haben Minderjährige und Heranwachsende mehr Recht darauf als Erwachsene, dass sie unterstützt werden bei ihrem Streben nach einem regelgerechten Leben. Aber die wichtigste Unterstützung besteht in der Klarheit der Norm. Sie darf nicht wanken. Und auch hier gilt wie insgesamt bei der zwischenmenschlichen und auch zwischenstaatlichen Hilfe: Das Wichtigste ist die Befähigung zur Selbsthilfe und nicht, dass Aufgaben und Ansprüche den Beeinträchtigten einfach abgenommen werden. Wahrscheinlich brauchen sie eine klarere Führung, eine engmaschigere Kontrolle und ein frühzeitiges Einüben, Schritt für Schritt, dessen, was sie noch nicht können.

Das ist das, was ich damit meine, wenn ich davon spreche, dass die entscheidende Voraussetzung gelingender Erziehung ist, in die pädagogische Offensive zu kommen, zum Beispiel hier oder hier (habe ich davon geschrieben).

Mit Optimismus, Geduld und freundlicher Zuwendung klappt dann auch diese Erziehungsoffensive.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert